Üchtelhausen - Über Revitalisierung alter Einfamilienhaussiedlungen

© Alexander Aktas
Thema der Thesis
Das suburbane Einfamilienhaus ist eine Wohnform, die vor allem auf die Bedürfnisse aufstrebender mittelständischer Familien ausgerichtet ist. Trotz wachsender Kritik von Politik und Umweltschützern bleibt seine Beliebtheit hoch, was zu einer stetigen Zunahme der versiegelten Flächen führt – in Bayern sind es jährlich über 10 Hektar. Einfamilienhaussiedlungen tragen maßgeblich zur Zersiedelung bei. Um dem entgegenzuwirken, werden zunehmend Ortszentren revitalisiert. Während neue Entwicklungen entstehen, werden alte Siedlungen vernachlässigt. Die Bausubstanz ist oft sanierungsbedürftig und die Infrastruktur veraltet. Diese Gebiete bieten jedoch erhebliches Potenzial für die Innenentwicklung, besonders in der Nähe historischer Ortskerne.

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Inhalt der Thesis
Im Modellprojekt „Wohnraum neu interpretieren“ sollen Innenentwicklungspotentiale im Landkreis Schweinfurt an verschiedenen Modellgemeinden identifiziert und konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet werden. In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Schweinfurt untersucht diese Masterthesis die Modellgemeinde Üchtelhausen und ihre großen Nachkriegs-Einfamilienhausgebiete, die fast zwei Drittel der Gesamtfläche ausmachen. Eine detaillierte Ortsanalyse bildet die Grundlage für ein Revitalisierungskonzept. „Vom Baugebiet zum Quartier“ beschreibt die Umgestaltung der Einfamilienhaussiedlungen zu einem integrativen, gemeinschaftlichen Quartier. 26 Maßnahmen in den Bereichen Wohnen, Nachbarschaft, öffentlicher Raum, Baukultur sowie Energie & Umwelt zeigen das Innenentwicklungspotential Üchtelhausens.


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Schlüsselprojekte
Um die vorgeschlagenen Maßnahmen handfest darstellen zu können, wurden insgesamt vier Schlüsselprojekte an unterschiedlichen Orten im Siedlungsgebiet erarbeitet. Diese sind unterschiedlichen Handlungsfeldern zuzuordnen und vereinen mehrere Maßnahmen.
- Quartiershaus: Umbau und Erweiterung eines Wohnhauses aus den frühen 60er Jahren zu einem Quartiershaus mit Quartiersmanagement als Kommunikationsanker der Gemeinde
- Das flexible Haus: Anpassung typischer alter Einfamilienhäuser an neue Bewohnerkonstellationen und Wohnkonzepte
- Treffen unter Obstbäumen: Umbau eines Zweiseithofes aus der Vorkriegszeit zu einem Bürgertreff im Obstgarten und anschließendem Verkehrs- und Begrünungskonzept am Schnittpunkt zwischen Siedlungsgebiet und Ortskern
- Orts- & generationsübergreifendes Wohnen: Reaktivierung und Nachverdichtung innerörtlicher Brachflächen mit alternativen Wohnformen und öffentlichen Begegnungsflächen mit blau-grüner Infrastruktur
Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem insgesamt sechs Einfamilienhäuser umfassenden zweiten Schlüsselprojekt „Das flexible Haus“.

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Das flexible Haus
Der nationale Durchschnittswohnflächenverbrauch liegt bei etwa 55 m² pro Person, während die untersuchten Häuser einen Pro-Kopf-Verbrauch von fast 200 m² aufweisen. Ziel des Entwurfs ist es, das Einfamilienhaus zugunsten eines flexiblen Hauses zu überwinden. Dabei sollen der Wohnflächenverbrauch pro Kopf gesenkt, die Nutzung des Gebäudes optimiert und generationenübergreifendes, altersgerechtes Wohnen gefördert werden.
Minimalinvasive Eingriffe für einen besonders kostengünstigen Umbau, Austrags- und Zuhäuser für einen erweiterten Wohnraum und ein zentraler Erschließungskern mit Aufzug für eine barrierefreie Großraum-WG trotz Hanglage sind das Ergebnis eines Entwurfsexperiments im Einfamilienhaus. Durch diese Eingriffe konnte der Wohnflächenverbrauch pro Kopf von fast 186m² auf nur 34m² reduziert werden.

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Dozenten: Prof. Mario Tvrtković
Masterstudiengang Design, Fokus Heritage Design, Masterthesis 2024