Geussenbräu
Umnutzung des ehemaligen Brauereigeländes in Neustadt b. Coburg (Oberfranken)
© Mena Ghaly
1820 wurde die Brauerei „Geussenbräu“ in der Ketschenbacher Straße in Neustadt bei Coburg gegründet. Bis 2002 wurde dort Bier gebraut, dann wurde die Brauerei verkauft und stillgelegt. Sie ist eine von vielen heute brach liegenden Brauereien in Oberfranken. Um das Ursprungsgebäude haben sich in den Jahren zahlreiche Anbauten und Erweiterungen gruppiert. Mit seinem hohen geschlossenen Eiskeller zur Ketschenbacher Straße und dem darauf aufgesetzten Trockenraum, prägt die ehemalige Industriestätte den Straßenraum und reiht sich somit in die kleinstädtische Struktur Neustadts bei Coburg ein, die geprägt ist von Bürgerhäusern aus dem späten 19. Und Anfang 20. Jahrhunderts, die immer wieder ergänzt sind von kleinen bis mittelständischen ursprünglich Produktionsstätten.
© Markus Schlempp
Neustadt bei Coburg hatte die letzten Jahre trotz seiner Nähe zu Coburg stark zu kämpfen mit der Abwanderung von jungen Menschen und dem damit einhergehenden demographische Wandel. Prognosen, dass von 2012 bis 2030 der Bevölkerungsanteil der über 80-Jährigen um über 20% steigen wird, wobei der Anteil der 19-24-Jährigen um fast 40% sinken wird. Glücklicherweise bewahrheitet sich diese Prognose nur wenig. Ein Kindergarten, der vor einigen Jahren geschlossen wurde und zur Flüchtlingsunterkunft um genutzt wurde, ist vor kurzem wieder seiner ursprünglichen Nutzung zurückgeführt worden, da die Kindergartenplätze in Neustadt aufgrund des Zuzugs junger Familien knapp wurden. Oft handelt es sich dabei um junge Familien mit Migrationshintergrund.
© Stadt Neustadt b. Coburg
Aufgabe
Der Gebäudekomplex des ehemaligen Geussenbräu bietet viel räumliches Potential, welches um genutzt oder ersetzt werden kann. Die großen, historischen und charakterbildenden Lager- und Speicherräume bietet viele Möglichkeiten für Begegnungsräume, Werkräume im Sinne von „makerspace“, Ateliers, Gymnastikräume, eventuell für ein Café oder auch für Wohnungen. Einige Gebäudeteile lassen sich aufgrund ihrer minderwertigen Struktur und ihrer nicht vorhandene baulichen Qualität nur schlecht um nutzen. In einem ersten Schritt soll geprüft werden, welche Gebäudeteile erhaltenswert sind und welche abgebrochen werden können um das Potential des nicht denkmalgeschützten Bestands hervorzuheben. Im nächsten Schritt soll erörtert werden, wie der Bestand durch einen neuen Baukörper ergänzt werden kann. Dieser soll sich in die vorhandene Morphologie und auf städtebaulicher, wie auch formaler Ebene gut einfügen. Die Konstruktion des zu ergänzenden Gebäudes soll in Holzbau geplant werden. Durch CNC-gesteuerte Herstellung ist man heute fähig, den Holzbau den vorgefundenen Gegebenheiten anzupassen und Erweiterungen von historischen Gebäuden zu planen. Durch präzise Vorfertigung des Holzbaus lassen sich vor allem Bauzeit und Baustelleninstallationen in beengten urbanen Strukturen stark minimieren.
Dozenten: Prof. Markus Schlempp / Prof. Dietmar Kirsch
Bachelorstudiengang Architektur, Entwurfsprojekt, Wintersemester 2018/19